Gerüchte | ungeliebt, doch allgegenwärtig
Gerüchte – ein Phänomen, welches Menschen in allen Ländern, Berufen und Gesellschaftsschichten betrifft.
Gerüchte gehören zum Alltag (man will eigentlich nicht mit ihnen, aber man kann irgendwie auch nicht ohne sie). Sie sind im menschlichen Miteinander unvermeidlich. Und …wir alle verbreiten Gerüchte!
Die Frage, die wir uns aber stellen müssen, ist, WELCHE Kettenreaktionen werden in Gang gesetzt und WIE können Gerüchte gelenkt werden.
Der üble Beigeschmack von Gerüchten sind die destruktiven, despektierlichen, würdelosen und manchmal auch nur gedankenlose Impulse die zu vernichtenden Kettenreaktionen führen. Konstruktiv gelenkt, können aber auch Gerüchte zu einem aufbauenden Miteinander beitragen und Menschen, Teams und Unternehmen enger zusammenwachsen lassen.
Wie entstehen Gerüchte?
Wir tratschen, weil wir gerne Nähe zu unseren Mitmenschen aufbauen. Es ist ein menschliches Urbedürfnis, mit anderen zu kommunizieren, um uns hierdurch individuelle Bedürfnisse zu erfüllen. Die Gründe sind vielfältig. Manchmal ist es einfach nur Anerkennung was wir suchen, weil wir etwas wissen, was niemand sonst weiß. Vielleicht ist es auch der Wunsch nach persönlichem Austausch oder Bestätigung, was wir wollen. Manchmal haben wir aber auch strategische Gründe, die uns dazu veranlassen über etwas zu sprechen.
Die Hauptzutat für ein Gerücht sind Informationen. Informationen die weitergegeben werden. Objektivität spielt hierbei nur bedingt eine Rolle. Denn die Informationen, die wir weitergeben sind zum einen nie vollständig und spiegeln zum andern häufig auch nicht annähernd die Realität wieder.
Die bedingte Nähe zur Realität resultiert oft nicht einmal aus einer bösen Absicht heraus. Die Abweichung entsteht schon allein dadurch, wie der Mensch seine Umwelt wahrnimmt.
Wir nehmen lediglich einen kleinen Ausschnitt dessen wahr, was um uns herum geschieht. Worauf sich im Detail der Fokus unserer Wahrnehmung richtet, ist immer durch unsere bisherigen Erfahrungen geprägt. Fehlende Informationen oder Unstimmigkeiten werden schlussendlich unterbewusst durch unser Gehirn ergänzt – welches hierbei die eigenen, persönlichen Werte und Bedürfnisse als globalen Maßstab ansetzt (Anmerkung von TrautweinTraining: „man erkennt das schon beim Autofahren – irgendwie schafft es kein anderes Auto, die genau – für uns objektiv – richtige Geschwindigkeit zu halten. Außer es fährt zufällig genauso schnell wie wir“).
So kann es passieren, dass wir Zeugin oder Zeuge eines an sich völlig harmlosen Sachverhalts werden. Die gemachte Beobachtung wird von unserem Unterbewussten unwillkürlich bewertet – abhängig von unserer Prägung. Wird der Sachverhalt dann wiedergegeben, ist die Information schon durch unsere Prägung neu eingefärbt. Wir geben eine Verzerrung der Realität, auf Basis unserer Werte und Bedürfnisse, wieder.
Die eigenen Erfahrungen entscheiden hierbei über die ablaufenden Kettenreaktionen.
Haben wir eine „gute“ Erfahrung gemacht, so bleiben wir offen und halten neugierig nach weiteren Informationen Ausschau. Waren unsere Erfahrungen aber „negativ“, entstehen weniger angenehme Emotionen. Unsere Wahrnehmungskanäle machen „dicht“ – negativitätsverstärkende Informationen werden weiterhin aufgenommen, positive Informationen werden idR. ausgeblendet.
Diese verzerrte Informationswahrnehmung spielt natürlich auch bei unseren Zuhörer*innen eine entscheidende Rolle.
Das erklärt dann zum einen auch die teilweise absurden Ergebnisse, die beim Stille-Post-Spielen herauskommen und zum anderen die unterschiedlichen Kettenreaktionen die bei den verschiedenen Menschen in Gang gesetzt werden.
Ob diese Kettenreaktionen nun konstruktiv oder destruktiv sind, können wir auch nicht immer abschätzen – so werden manchmal auch ohne böse Absicht Gerüchte mit verheerender Wirkung in die Welt gesetzt.
Nur wie können wir kommunizieren, um das zu vermeiden?
Der erste – und schwierigste Schritt – Beobachten, ohne zu bewerten. Klingt einfach, aber da wir unser Leben lang darauf getrimmt wurden alles um uns herum zu bewerten, wird das den meisten von uns sehr schwerfallen (interessante Literatur zu diesem Thema: Gewaltfreie Kommunikation von Marshall Rosenberg).
Im nächsten Schritt gilt es das Gesehene dem Gegenüber mitzuteilen – hier können wir auf die klassischen Grundlagen des Feedback Gebens zurückgreifen.
- Beobachtung wiedergeben (nur was konkret in dieser Situation wahrgenommen wurde)
- Beschreiben, wie das Wahrgenommene auf einen selbst gewirkt hat – „so habe ich mich gefühlt“
- Den Wunsch formulieren, was man gerne stattdessen hätte
- Die positive Wirkung herausstellen, wenn dem Wunsch entsprochen wird
Das Gegenüber kann so zum Wahrgenommenen Stellung beziehen – und vielleicht sogar die Situation auflösen – und damit auch unseren eigenen Fokus erweitern.
Denn erst, wenn wir unseren Fokus – den Bezugsrahmen – erweitern, können wir den Informationsgehalt realistisch bewerten und konstruktiv darüber sprechen.
Ähnlich wie bei diesem Bildausschnitt – was sehen Sie, wie würden Sie beschreiben, was Sie sehen?
Klicken Sie ihn an und erweitern Sie den Bezugsrahmen, um ein realistisches Bild zu bekommen, damit Sie wissen, worüber Sie reden.
Eine Information, die aus der Gerüchte-Küche kommt, kann „knackig“ also „gesund für uns und unser Umfeld“ sein oder sie wird „verkocht oder gar verbrannt“, dann kommt selten etwas Gutes dabei heraus.
Das könnte Sie auch interessieren:
Vortrag
Seminar
Ausbildung
Blog
Blog