Teammeetings als Kraftquelle des Teams nutzen
Das Saramakanische Prinzip
Meetings haben leider nicht immer den besten Ruf. Oft werden sie als zu ineffizient, zeitraubend und Ergebnislos wahrgenommen.
Dabei sind Meetings die Basis jeder Teamkultur. Sie sind die Chance für jedes Team die unterschiedlichen Perspektiven zusammenzubringen, um daraus passende Lösungen oder etwas völlig Neues erschaffen zu können. Ein Team definiert sich nicht dadurch, dass verschiedene Leute an einer Sache herumwursteln. Ein Team macht dann Sinn, wenn man gemeinsam mehr und besseres erreichen kann, als wenn jede und jeder allein für sich arbeitet.
Um Teammeetings zu Kraftquellen zu machen, haben wir uns von einem Volksstamm aus Surinam inspirieren lassen.
Das Prinzip haben wir in einem Slider kurz zusammengefasst:
Surinam ist ein sehr kleines Land in Südamerika. In den Dschungeln von Surinam lebt das Volk der „Saramakaner“ – ein Volk des Dschungels. Oft mehrere Tagesreisen mit dem Boot, fern jeglicher Stadt.
Besucht man dieses Gebiet, kommt man nicht darum herum, in Dörfern Rast zu machen und zu fragen, ob man im Dorf übernachten darf. Denn im Dschungel lauert der Tod.
In jedem Dorf ruft der Häuptling den Weisenrat ein: Männer und Frauen, Alte und Junge, Kinder und Jugendliche – also ein Querschnitt der Dorfbevölkerung.
Der Häuptling und sein Weisenrat setzten sich in einem Kreis zusammen. Der Häuptling formulierte das Thema, welches zur Entscheidung ansteht:
„Sollen wir den „Europäern“ den Schutz vor dem Dschungel gewähren?“ :
Jede*r im Kreis formulierte seine Meinung:
- Alte Frau: Nein, die Fremden bringen Krankheit
- Alter Mann: Ja, die Fremden bringen Zigaretten
- Frau: Nein, die Fremden hinterlassen nur Unrat
- Kleines Kind: Ja, ja – die Fremden erzählen Geschichten
- Junge Frau: Ja, die Frauen schenken uns vielleicht Ihre Büstenhalter
- Junge: Ja, die Fremden erzählen uns von den Neuigkeiten dieser Welt
Jedes Mitglied formulierte seine eigene Meinung zum Thema, doch NIEMALS wurde eine Meinung zur Meinung der oder des anderen abgegeben (z.B. „das ist doch völlig kurzsichtig“ o.Ä.) – dieser Respekt war Kultur.
Die Entscheidung des Häuptlings ist jedes Mal – Gott sei Dank – zu unseren Gunsten ausgefallen. Und zwar folgendermaßen:
„Die Europäer sollen unsere Gäste sein. Sie werden in der Dorfschule übernachten (ein mit Strohdach bedecktes Rondell). Aber !!!! sie dürfen nicht in körperlichen Kontakt mit uns treten, müssen alles wieder mitnehmen, dürfen nichts hinterlassen – außer Geschenke für unsere Frauen und wir freuen uns, wenn sie mit der Dorfjugend über die Veränderungen dieser Welt sprechen. Willkommen.“
Hieraus formulierte sich „das Saramakanische Prinzip“ – für die Teammeetings unserer Welt. Es ist für uns zu einem wertvollen Instrument für das Nutzen von Teampotenzialen geworden, das wir und viele unserer Kundinnen und Kunden nie mehr missen möchten.
Übertrag ins Business: das Teampotenzial nutzen:
Das „Saramakanische Prinzip“ – aus dem Dschungel Surinams in unsere Businesswelt übertragen kann uns helfen, die Teampotenziale zu nutzen und zu „guten“ Entscheidungen zu kommen. Unter einer guten Entscheidung verstehen wir eine win-win-orientierte Entscheidung, die allen Beteiligten auf fachlicher und menschlicher Ebene Rechnung trägt. Ein Gefühl von Fairness und Transparenz stellt sich ein, welche zur Kultur der gelungenen Zusammenarbeit beitragen.
Grundregeln: :
- Themen clustern
- Das jeweilige Thema kommt „in die Mitte“
- Jede*r kommt an die Reihe, jede*r darf sprechen; ggf. mehrere Runden
- Jemand fängt an, rechts geht‘s weiter
- Jede*r ist aufgefordert eine Meinung dazu zu äußern.
- Der „Häuptling“ (Moderator*in) muss Sorge dafür tragen, dass niemand eine Meinung zur Meinung der oder des Anderen äußert. Wenn dies passiert, sofort eingreifen.
- Egal gibt’s nicht.
- Wenn der Moderator oder die Moderation auch die Entscheidung am Ende trifft: eigene Meinung erst am Schluss.
- Ggf. bei völlig neuen Aspekten noch eine Runde machen, zum Thema, unter dem Blickwinkel des neuen Aspektes.
- Entscheidung wird getroffen, nachdem alle gehört wurden – entweder nach einem vereinbarten Prinzip, oder die Person, die die Entscheidung zu verantworten hat, kann aus ihrer Rolle heraus entscheiden. Alle Beteiligten haben aber die Sicherheit, dass ihre Sichtweise gehört und in der Entscheidung mit berücksichtigt wurde.
- Gibt es dennoch Widerspruch, hilft es, transparent zu machen, weshalb und für welche guten Absichten man die Prioritäten für die Entscheidung gesetzt hat.
Vorteile:
- Eine Teamkultur, die Meinungen nicht nur zulässt, sondern einfordert: Jede*r kann Meinung äußern, wird „gehört“ – und aufgrund dieser Kultur trauen sich das auch alle, weil Meinungen erwünscht sind und nicht abgestraft werden
- Alle Bedenken und Blickwinkel kommen auf den Tisch
Menschen wollen gehört werden – in ihrer Meinung und vor allem auch in ihren Bedenken. Win-Win heißt, nicht dass alle ihre Meinung durchgesetzt bekommen, sondern dass alle die Sicherheit haben, dass ihre Meinung Gleichwertig ist und gleichwertig in die Entscheidungsfindung mit einfließt.
Die Person, die die Entscheidung trifft und zu verantworten hat, muss oft Prioritäten setzen, die von einzelnen oder der Meinung von vielen abweicht. Hier schulden wir den Beteiligten eine Erklärung, weshalb andere Aspekte vorrangig bewertet wurden. Sonst entsteht Frust!
Wollen wir das nicht erklären – wozu wir oft formal auch das Recht haben – sollten wir uns fragen, ob das dann eine Frage ist, die wir tatsächlich im Team besprechen oder nur verkünden wollen.
Die Technik an sich ist bereits sehr wirkungsvoll. Für das Win-Win-Mindset und die notwendige Energie, um eine Kultur „mit liebevoller Penetranz“ langfristig zu kultivieren braucht es ein besonderes Standing.
Auch das Standing lässt sich kultivieren. Welche individuelle Haltung sowie welcher verbale und nonverbale Ausdruck für mich und mein Team stimmig sind, trainieren wir in unserem Seminar „Moderation: Teams entwickeln“.
Wenn Sie neugierig geworden sind, schauen Sie gerne mal bei uns rein: Moderation: Teams entwickeln
das könnte Sie auch interessieren:
für Führungskräfte
Menschenkenntnis
Moderation







